Sonntag, 31. Januar 2016

Die legendäre Marathonläuferin Evy Palm

Evy Palm wurde am 31. Januar 1942 in Lidköping geboren und zeigte bereits in der Schule ihre Kapazität im Laufen, denn sie setzte in dieser Zeit beim 60-Meter-Lauf den Schulrekord, ohne dass diese Leistung allerdings von jemandem bemerkt wurde. Palm heiratete, bekam Kinder und arbeitete in einer Schulküche. Erst Ende der 70er Jahre begann Palm wieder zu joggen, und als die beiden Töchter älter wurden, nahm das Training einen immer größeren Platz in ihrem Leben ein, ohne dass die spätere Marathonläuferin allerdings ihre eigene Kapazität erkannte.

Als dann in Lidköping ein lokaler Terrainlauf stattfand, nahm Evy Palm teil und errang den ersten Platz. Von diesem Erfolg angestachelt, wollte Palm nun ihre Fähigkeit testen und 1981 nahm die Läuferin dann am Stockholm Marathon teil, und erreichte das Ziel nach drei Stunden, sieben Minuten und 23 Sekunden. Nur fünf Jahre später sollte Evy Palm, im Alter von 44 Jahren, den Marathon in Stockholm gewinnen, mit etwas über zweieinhalb Stunden und gegen eine gut trainierte Konkurrenz, die halb so alt war wie Palm. Allerdings war die Läuferin bereits 1984 schwedischer Meister im Halbmarathon und im 5000-Meter-Lauf geworden.

Evy Palm hatte, im Gegensatz zu den meisten Sportlern, ihre Glanzzeit als sie über 45 Jahre alt war. Im Laufe ihrer Karriere gewann sie nicht nur den Stockholm Marathon, sondern auch den Göteborgsvarvet und die Tjejmilen, was Palm zu einem Vorbild für viele weibliche Läufer machte und Joggen zum Allgemeinsport Schwedens werden ließ. Trotz guter Kondition war Palms Körper gealtert und als sie 1991 ihren eigenen Rekord beim Stockholm Marathon brechen wollte, zeigten sich die ersten Verschleißerscheinungen und die Sportlerin erkannte dass ihre Karriere zu Ende war. Aber auch wenn die Karriere zu Ende war, so sieht man Evy Palm noch heute mit ihren Joggingschuhen in gemütlicherem Rhythmus täglich trainieren.

Copyright: Herbert Kårlin

Samstag, 30. Januar 2016

Über das Eis und den Großen Belt zum Frieden von Roskilde

Nach dem Frieden in Brömsebro hatte Dänemark nur eines im Sinne, seine an Schweden verlorenen Gebiete zurückzuerobern, aber da Schweden immer stärker wurde, wartete Dänemark auf einen günstigen Moment, der sich ab 1657 zeigte, denn Schweden hatte an mehreren Fronten zu kämpfen und wenn sich auch Österreich in den Krieg einschalten sollte, so war von dänischer Seite ein Angriff denkbar. Allerdings hatte auch Karl X. Gustav dieses Problem erkannt und wollte Dänemark noch rechtzeitig in seine Schranken weisen, und er wartete ebenfalls auf einen günstigen Moment, denn auch wenn es ihm noch 1657 gelungen war Fredriksodde einzunehmen, so war die Gefahr nur gebannt wenn er auch Fünen und Seeland einnehmen konnte, die der Weg zu ganz Dänemark waren.

Danach kam jedoch der Winter, die Flotte war damit nicht mehr einzusetzen und um Dänemark einzunehmen, hatte Karl X. Gustav nur eine Chance, möglichst unbemerkt über das Wasser nach Dänemark zu gelangen und den Feind zu überrumpeln. Und hierfür gab es nur eine einzige Chance, nämlich über da Eis zu kommen. Als am 30. Januar 1658 das Eis endlich dick genug war, machte sich die Armee des schwedischen Königs auf den Weg über den kleinen Belt und gelangte mit relativ geringen Verlusten nach Fyn (Fünen). Die Überraschung war gelungen und die Dänen auf Fyn mussten sich nach kurzen Kämpfen ergeben. Aber noch war der Große Belt ein Hindernis, zumal das Eis hier weitaus weniger trug als jenes über den Kleinen Belt.

Am 5. Februar 1658 war es dann endlich so weit dass auch das Eis über den Großen Belt, zumindest an einer strategisch interessanten Stelle, dick genug war um Fußsoldaten und Reiterheer den Weg nach Själland (Seeland) zu ermöglichen. Diese Taktik des schwedischen Königs machte es dem dänischen Heer unmöglich sich vorzubereiten und schon am 13. Februar des gleichen Jahres standen die Schweden vor Kopenhagen und Dänemark musste kapitulieren und Friedensverhandlungen einleiten. Dieser Weg über das Eis brachte Schweden den endgültigen Sieg, der Dänemark letztendlich ein Drittel seines Reiches kostete, und nur wenige Tage später kam es zum Frieden von Roskilde, der die heutigen Grenzen Schwedens schuf.

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Freitag, 29. Januar 2016

Das Skattefjällsmålet und das Recht der Samen

Am 29. Januar 1981 fällt der Oberste Gerichtshof Schwedens ein Urteil das das Recht der Samen im sogenannten Skattefjället eindeutig regelt, also das Berggebiet über das die Samen bis Mitte des 19. Jahrhunderts, gegen Zahlung einer Steuer (skatt), verfügten. Das Urteil war nötig geworden da die Meinung der Samendörfer und der zugezogenen Bevölkerung hinsichtlich des Weiderechts für Rene, des Fischfangs und der Jagd immer weiter auseinander gingen, was auch regelmäßig zu Konflikten führte.

Die Grundfrage bei sämtlichen Verhandlungen, die schließlich beim Obersten Gerichtshof landete, war, ob die Samen in den ihnen vom Staat zugewiesenen Gebieten im Jämtland ein Nutzungsrecht besitzen oder ob ihnen das Gebiet tatsächlich gehört, eine Frage, die im Grunde nicht geklärt werden kann, denn die Samen gehen bei ihren Argumenten von einer Situation aus, die im 17. Jahrhundert und weit zurück in der Zeit liegt und der schwedische Staat geht von aktuellen Gesetzen aus an denen Samen nicht mitwirken durften und die erst nach der Besiedlung des Landes der Samen entstanden.

Der Ausgang der Verhandlung war daher vorauszusehen, denn der Oberste Gerichtshof stellte fest, dass die Samen lediglich ein Nutzungsrecht des staatlichen Gebirges hätten und zwar als gemeinsames Volk. Das Urteil ist dem Grundgesetz gleichzustellen und beeinflusste dadurch sehr viele Urteile der letzten Jahrzehnte, denn auch wenn die Samen das Land nicht besitzen, so dürfen sie es in aller Zukunft als Weideland nutzen. Da der Oberste Gerichtshof jedoch nicht entschied ob diese Rechte sich nur auf das Weiden der Rene beziehen oder auch auf den Fischfang und die Jagd, gehen die Probleme in den Gebieten der Samen weiter, nicht zuletzt deswegen, weil immer mehr touristische Unternehmen einen Nutzungsanspruch stellen und nicht davor zögern den Samen alte Rechte zu nehmen.

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Donnerstag, 28. Januar 2016

Das Schlittschuhunglück bei Ridö im Mälaren

Schlittschuhlanglauf hat auf dem Mälaren bei Stockholm eine lange Tradition, wobei die bekanntesten Rennen das 80 Kilometer lange Vikingarännet und das 30 Kilometer lange Krogrännet sind. Nachdem in der Regel bei organisierten Läufen alle nötigen Sicherheitsvorkehrungen eingehalten werden, sind hierbei Unglücke selten, abwer es gibt Ausnahmen. Noch heute erinnern sich viele Schweden an den 28. Januar 2006, als bei einem der Langstreckenläufe 14 Läufer im eisigen Wasser landen und zwei unter ihnen an Unterkühlung sterben, denn an diesem Tag gab es erstmals Tote bei einer dieser Sportveranstaltungen.

Die tatsächliche Unglücksursache konnte nie eindeutig gefunden werden, denn an diesem Tag waren  mehrere Gruppen auf dem Eis und nur eine unter ihnen war vom Unglück betroffen. Von den 15 Personen der Gruppe des Stockholmer Schlittschuhsegelerklubs SSSK brachen 14 durch die Eisschicht, die nur wenige Stunden vorher kontrolliert worden war. Eine Untersuchung kam anschließend zur Meinung dass die Läufer zu dicht hintereinander liefen, was das Eis übermäßig belastet, denn die Geschwindigkeit der Läufer, die ebenfalls einen Einfluss auf das Eis hat, war korrekt, was beim vorgegebenen Mindestabstand zwischen den Sportlern nicht der Fall war.

Dass es beim Ridöolyckan, dem Unglück bei Ridö, zu Toten kam, hatte mehrere Gründe, denn da der Rettungshubschrauber erst an einer falschen Stelle suchte, kam er erst 50 Minuten nach dem Unglück bei den halberfrorenen Schlittschuhläufern an, die mittlerweile von ihren Freunden aus dem Wasser gezogen worden waren, zum anderen hatte man beim Start nicht kontrolliert ob alle 15 Läufer die vorgeschriebenen Sicherheitsvorkehrungen beachteten und die Siherheitsausrüstung dabei hatten, was bei einigen der Teilnehmer nicht der Fall war und daher zu einem weitaus schwerwiegenderen Unglück hätte führen können. Seit diesem Unglück wird nun das Eis vor den Läufen noch besser getestet und auch die Läufer werden besser auf die Einhaltung der Sicherheitsbedingungen geprüft.

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Mittwoch, 27. Januar 2016

Dagmar Hagelin verschwindet in Buenos Aires spurlos

Als Dagmar Hagelin, die väterlicherseits Schwedin und mütterlicherseits Argentinierin war, am 27. Januar 1977 während einer Reise nach Argentinien eine Freundin besuchen wollte, verschwand die 17-jährige wie vom Erdboden und teilte damit das Schicksal von rund 30.000 anderen Personen, die in nur wenigen Jahren in Argentinien verschwanden, teilweise, weil sie in Widerstandsbewegungen aktiv waren, teilweise, weil sie sich zum falschen Moment am falschen Platz befanden. Jede Suche nach Hagelin war vergeblich und selbst die schwedische Botschaft wurde von der Sicherheitspolizei Argentiniens nicht über den Verbleib der jungen Frau informiert.

Dagmar Hagelin hatte das Pech dass ihre Freundin, die sie besuchen wollte, als Widerstandskämpferin registriert war und das Militär um diese Zeit nach einer hellhäutigen Frontfigur der Bewegung suchte. Als sie die junge Schwedin sahen, gab es für sie kein Zweifel dass es sich um die Kämpferin handelte und da sie sich zudem in einem Haus befand, das gerade gestürmt wurde, ist nahezu sicher dass man Dagmar Hagelin unmittelbar in eines der Foltergefängnisse brachte in denen alle gestanden oder ohne Geständnis umgebracht wurden. Aber all dies konnte man erst nach Ende der Militärdiktatur aus vorher geheimen Dokumenten entnehmen, wie auch den Namen des Täters: Alfredo Astiz.

Vieles über das Schicksal von Dagmar Hagelin kann man nur zwischen den Zeilen lesen und ihre Geschichte ist, auch nach Veröffentlichung zahlreicher Dokumente, nur eine Zusammenstellung von Zeugenaussagen und Vermutungen. So soll Hagelin beim Stürmen des Hauses am Kopf verletzt werden sein und anschließend in der Krankenstube des argentinischen Torturzentrums ESMA gesehen worden sein. Später verschwand sie aus ESMA und maximal zwei Monate später wurde sie, mit vielen anderen Verdächtigen, vermutlich ermordet. Nach mehreren Menschenrechtsgruppen wurde Dagmar Hagelin mit einem Narkosemittel eingeschläfert und dann lebend aus einem Herculesflugzeug in die Mündung des Rio de la Plata geworfen. Ihr Vater sucht noch heute die Geschichte seiner verschwundenen Tochter. Astiz wurde 2011 für den Mord an fünf Personen, unter anderem an Hagelin, zu lebenslänglicher Haft verurteilt.

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Dienstag, 26. Januar 2016

Der schwedische Künstler Carl Eldh

Als Carl Eldh am 26. Januar 1954 in Stockholm starb, gehörte er zu den bedeutendsten Skulpteuren Schwedens dessen öffentliche Werke im ganzen Land zu finden waren. Für die Nachwelt wurde Eldh sogar zum Symbol der Arbeiterbewegung, da er ursprünglich aus  sehr einfachen Verhältnissen kam und seine späteren Skulpturen eine große Stärke ausdrückten, die rein akademische Künstler um diese Zeit nicht erreichen konnten. Das letzte und größte Werk Eldhs, das Hjalmar Branting gewidmet ist, wurde bereits 1935 in Auftrag gegeben, 1947 gegossen und erst 1952 in Stockholm aufgestellt, zwei Jahre vor seinem Tod.

Carl Eldh kam am 10. Mai 1937 als Sohn eines Schmieds in Film im Uppland zur Welt und wuchs daher in sehr bescheidenen Verhältnissen auf. Für die Kunst entschied sich Eldh, nach mehreren verschiedenen Arbeiten, als er 19 Jahre alt war und er eine künstlerische Ausbildung an der Tekniska Skolan, dem heutigen Konstfack, in Stockholm begann. Da sich der Künstler vor allem auf Ornamente von Bauwerken spezialisiert hatte, wurde er nach Abschluss seines Studiums als Ornamentskulpteur bei der Restaurierung der Domkirche in Uppsala  eingesetzt, was Eldh letztendlich nicht auf die Dauer befriedigte, da er eigene Werke schaffen wollte und nicht nur nach Anleitung von Architekten arbeiten wollte, die ihn als Kunsthandwerker schätzten.

Im Jahre 1897 begab sich Carl Eldh auf eine mehrjährige Studienreise nach Paris, die er vor allem durch den Verkauf eigener Holzschnitzereien finanzierte. Bereits 1900 repräsentierte der Künstler dann mit sein Werk Oskuld (Unschuld) Schweden auf der Pariser Weltausstellung und nach weiteren zwei Jahren Ausbildung an der Académie Calorossi erhielt er im Salon von Paris eine Goldmedaille für sein Werk Modersorg och Linnea. Während seine Arbeiten in Paris noch als gefühlsmäßig weich bezeichnet werden können, wurden die Skulpturen Eldhs nach seiner Rückkehr nach Schweden im Jahre 1904 zu Monumenten, die Stärke und Kraft ausdrückten.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gehörte Carl Eldh, neben Carl Milles und Christian Eriksson, zu den meist beschäftigten Skulpteuren Schwedens, wobei man einige seiner bedeutendsten Porträtbüsten im Garten der Stockholmer Stadthaus (Rathaus) sehen kann. Seiner Tochter Brita verdankt man, dass man heute im Bellevueparken in Stockholm auch das frühere Atelier des Künstlers besuchen kann. In diesem Museum findet man, außer den Werkzeugen des Künstlers und vielen Privatgegenständen, über 400 Arbeiten in Gips, Stein, Ton und Bronze, die den Besuchern das Schaffen Eldhs vor Augen führen.

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Montag, 25. Januar 2016

Arvid Carlsson und der Nobelpreis in Physiologie oder Medizin

Arvid Carlsson kam am 25. Januar 1923 als Sohn eines Professors in Uppsala zur Welt, wuchs jedoch in Lund auf, wo sein Vater 1926 als Professor an die Universität Lund berufen wurde. Als eine Art Revolte gegen die humanistische und kunstbezogene Erziehung der akademischen Familie entschied sich Carlsson nach seiner Hochschulreife Medizin zu studieren um, nach eigenen Aussagen, etwas sinnvolleres als Kunst zu schaffen. Das Medizinstudium in Lund, das Carlsson 1941 begann, wurde indes vom Militärdienst unterbrochen so dass er dieses erst 1951 mit einem Lizenziat und einem Doktorat beenden konnte.

Noch während seines Medizinstudiums entschied Arvid Carlsson sich auf die Forschung in Pharmazie zu spezialisieren, nicht zuletzt deswegen, weil er bereits 1944 eine unbezahlte Nebenbeschäftigung im pharmakologischen Institut erhalten hatte und damit die Bedeutung von Medikamenten innerhalb der Medizin erkannt hatte. Für seine spätere Forschung ausschlaggebend war jedoch Professor Gunnar Ahlgren, der Carlsson mit der Erforschung des Metabolismus von Calcium betraute, denn auch wenn das ursprüngliche Forschungsziel nicht erreicht wurde, konnte Carlsson während seiner Arbeit feststellen dass Calcium nicht nur eine Rolle im Metabolismus spielt, sondern auch vom menschlichen Skelett aufgenommen wird.

Im Jahre 2000 wurde Arvid Carlsson der Nobelpreis für Physiologie und Medizin verliehen, den er mit zwei weiteren Forschern teilte. Carlsson war es gelungen die Signalsubstanzen im Nervensystem zu entdecken, gewissermaßen die Sprache der einzelnen Nervenzellen. Eine dieser Substanzen ist Dopamin, das die Bewegungen eines Körpers kontrolliert, also teilweise auch Parkinson erklären kann. Dank seiner Forschung war es gelungen Medikamente zu entwickeln, die bei Parkinson eingesetzt werden können und zumindest die Entwicklung der Krankheit bremsen können.

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Sonntag, 24. Januar 2016

Die schwedische Künstlerin Hellewi Kullman

Hellewi Kullman wurde am 24. Januar 1861 als Tochter eines Richters in Göteborg geboren. Als Jugendliche begann Kullman an der Göteborgs Musei Rit- och Målarskola die Grundlagen der Malerei zu erlernen um anschließend ihr Studium an der Göteborger Kunsthochschule Valand fortzusetzen. Kullmans Lehrer bei Valand war Carl Larsson, der zwar als einer der Opponenterna als Revolutionär in der Kunst galt, weibliche Schüler jedoch pauschal aus faul, unbegabt und minderwertig betrachtete, die keine Zukunft als Künstler hatten.

Im Jahre 1894 ging Hellewi Kullman nach Paris und lernte dort unter Henri Gervex die Porträtmalerei, unter Denys Puech die Skultur und unter Alfred Roll die Pastelltechnik. Alle drei Lehrer unterrichteten an der Académie Juline, die als erste Kunstschule Frauen auch nach Nacktmodellen malen ließ und die die Société Nationale des Beaux-Arts gründeten, die in ihrem Salon auch ausländische Künstler und Frauen akzeptierte und daher für Kullman ein Sprungbrett bildete, sie aber auch mit den modernsten Strömungen der Kunst vertraut machten.

Hellewi Kullman, die am 19. April 1903 an einer Gehirnentzündung in Göteborg starb, gehörte mit zu den wenigen Künstlerinnen, die um 1900 in der dänischen Künstlerkolonie Skagen aktiv war und sich dabei einen Platz in einer Domäne der Männerdominanz schuf. Da sehr viele Gemälde, die Kullman in Skagen schuf, nicht datiert sind, ist ungewiss wie viele Sommer sie dort verbrachte und in welchem Jahr welches Bild entstand. Die Gemälde von Hellewi Kullman befinden sich nahezu alle in Privatbesitz und selbst im Skagen Museum in Dänemark sucht man vergebens nach einem Werk der Künstlerin, da im gesamten skandinavischen Raum Frauen in jener Epoche sehr selten als Künstlerinnen anerkannt wurden. Bis heute ist Kullman in Schweden nur einem kleinen Kreis an Kunstliebhabern ein Begriff.

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Samstag, 23. Januar 2016

Der schwedische Gewerkschaftsbund Kommunal

Am 23. Januar 1910 wurde innerhalb des schwedischen Gewerkschaftsbunds LO der Gewerkschaftsbund Kommunal gegründet, der Svenska Kommunalarbetarförbundet, der sich um die Angelegenheiten der Angestellten und Arbeiter bei Gemeinden kümmert. Kommunal vertritt heute rund 500.000 Beschäftige, die nicht nur im öffentlichen Dienst arbeiten, sondern auch in Kirchengemeinden, bei Kooperativen, der Landwirtschaft und einigen Privatunternehmen im Pflege- und Gesundheitsdienst aktiv sind. Dies erklärt auch, dass rund 80 Prozent der Mitglieder weiblich sind.

Die Geschichte des Gewerkschaftsbunds Kommunal geht allerdings bereits auf das Jahr 1884 zurück, als in Malmö eine Gewerkschaft für Hafenarbeiter und Beschäftigte der Stadt gegründet wurde, die der Start für mehrere weitere Gewerkschaften war, die von unterschiedlichen Gruppen des öffentlichen Dienstes und im ganzen Land gegründet wurden. Ab 1903 begann zwischen den verschiedenen Gewerkschaften kommunaler Angestellter und Arbeiter in Stockholm eine Zusammenarbeit, was nur zwei Jahre später auch zu einem ersten Streik im öffentlichen Dienst führte.

Ach wenn sich Kommunal offiziell für die Gleichsetzung am Arbeitsplatz einsetzt und fordert dass alle kommunalen Angestellten, unabhängig des Geschlechts, der Herkunft oder der religiösen Zugehörigkeit, gleich behandelt werden müssen, zeigte sich unter Annelie Nordström, die 2010 zur Vorsitzenden des  Svenska Kommunalarbetarförbundet gewählt wurde, ein Niedergang des Gewerkschaftsbundes, der 2016 den Höhepunkt erreichte als in einem Festlokal, das Kommunal gehört, unerlaubt Alkohol ausgeschenkt und Striptease vorgeführt wurde. Nur wenig später wurde auch bekannt dass Gewerkschaftsführer und Spitzenpolitiker wie Margot Wallström von Kommunal günstig zentrale Wohnungen in Stockholm bekamen ohne Schlange stehen zu müssen. Mitte Januar 2016 gab Nordström  dann bekannt, dass sie im Mai des Jahres zurücktreten wird.

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Freitag, 22. Januar 2016

Die Journalistin und Schriftstellerin Barbro Alving

Als Barbro Alving, vor allem bekannt unter ihrer Signatur Bang, am 22. Januar 1987 im Alter von 78 Jahren in Stockholm starb, ging sie gewissermaßen als Legende in die schwedische Geschichte ein, den es gab nur wenige Punkte in denen die Journalistin und Schriftstellerin nicht gegen die damaligen Normen verstieß und damit für viele Schweden, insbesondere für Frauen, ein Vorbild wurde, auch wenn nur wenige unter den Frauen auch in die Fußstapfen Bangs traten.

Barbro Alving war am 12. Januar 1909 als Sohn eines Lektors und einer Schriftstellerin in Uppsala zur Welt gekommen und begann 1928 als Journalistin für das Stockholms Dagblad zu arbeiten, wurde anschließend Reaktionssekretärin bei Idun und kam 1934 schließlich zu den Dagens Nyheter. Bei den Dagens Nyheter wurde Alving, die um diese Zeit bereits fast ausschließlich als Bang bekannt war, Reporterin und die erste weibliche Auslandskorrespondentin Schwedens. Alving berichtete von den Olympischen Spielen in Berlin, dem spanischen Bürgerkrieg unter Franco, dem finnischen Winterkrieg, dem sowjetischen Überfall in Ungarn und vielen anderen geschichtlichen Ereignissen in der ganzen Welt, und dies in einer im Verhältnis leicht zu lesenden Sprache. Aus diesem Grund ist Barbro Alving auch mehr als Journalistin bekannt als als Schriftstellerin, obwohl sie auch mehrere Bücher herausgab.

Der Einfluss von Barbro Alving ging jedoch weit über die journalistische Aktivität hinaus, denn 1938 bekam sie, mit dem Zeichner Birger Lundquist, eine Tochter, ohne dass Alving jedoch je an eine Heirat dachte. Als die Tochter, genannt Ruffa, ein Jahr alt war, bildete die Journalistin mit Anna Sjöcrona eine Familie, was dazu führte, dass vor allem
Sjöcrona für die Erziehung verantwortlich war, da Alving nahezu ständig unterwegs war. In den 50er Jahren kämpfte Alving, eine überzeugte Pazifistin, die auch zum katholischen Glauben übertrat, gegen den schwedischen Kauf von Kernwaffen und 1955 verweigerte sie die pflichtgemäße Teilnahme an Übungen des Zivilschutzes, was ihr einen Monat Gefängnis einbrachte. 1959 verließ die Journalistin die Dagens Nyheter, da der neue Chefredakteur ihre politische Meinung zu Kernwaffen und dem Atlantikpakt nicht teilte und begann für das Vecko-Journalen zu arbeiten. Barbro Alving war sehr stark von der Feministin Elin Wägner beeinflusst über die sie auch eine Biographie zusammenstellte.

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Donnerstag, 21. Januar 2016

Die Stockholmer Stadtmission und ihre Entstehung

Der Name Stockholms Stadsmission (Stockholmer Stadtmission) geht bis zum 21. Januar 1856 zurück, auch wenn die Hilfsorganisation bereits viele Jahre früher von christlichen Gruppen gegründet worden war. Nur wenig nach der Namensgebung verließen die Lutheraner, die mittlerweile die Evangeliska Fosterlandsstiftelsen gegründet hatten, jedoch die die intensive Zusammenarbeit mit der Stadtmission so dass dann fast ausschließlich die Baptisten in der Stadtmission vertreten waren und die Lutheraner nur noch einen geringen Einfluss ausübten, der 1912 endgültig aufhörte, da die Lutheraner dann endgültig andere Wege  einschlugen.

Im Jahre 1912 entschied sich der Vorstand der Stadtmission auch dazu nach einem eigenen Gebäude für die verschiedenen sozialen Aktivitäten zu suchen, was dazu führte dass die Stockholms Stadsmission zwei Häuser am Stortorget kaufte, die nach einem Umbau im Jahre 1915 eingeweiht wurden und bis heute die zentralen Lokale und der Sitz der Stadtmission sind. Lediglich die Second Hand Shops und sekundäre Aktivitäten sind über ganz Stockholm verteilt.

Die Grundidee der Stockholmer Stadtmission ist, aufbauend auf eine christliche Einstellung, Stockholm zu einer menschlichen Stadt zu machen. Während sich die Arbeit der Stadsmission anfangs auf ältere Personen, Kranke und Kinder ausrichtete, helfen sie heute vor allem Obdachlosen, Alkoholikern und Drogenabhängigen bei ihrem Weg zurück in die Gesellschaft. In diesem Rahmen gründete die Stockholms Stadsmission nicht nur Beratungsstellen, Familienkolonien, Schulen und andere Einrichtungen in dieser Richtung, sondern auch kleinere Unternehmen, die dem Arbeitstraining von Langzeitarbeitslosen dienen und für diese einen erster Schritt zurück ins Berufsleben bietet.

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Mittwoch, 20. Januar 2016

Der Botaniker Carl von Linné der Jüngere

Carl von Linné kam am 20. Januar 1741 als Sohn des bekannten Botanikers Carl von Linné der Ältere in Falun zur Welt und wurde nach einigen Jahren Privatunterricht und auf Grund der Leistungen seines Vaters im Alter von neun Jahren an der medizinischen Fakultät der Universität Uppsala aufgenommen. Linné legte jedoch in keinem Fach ein Examen ab, wurde jedoch, ebenfalls auf Grund der Beziehungen seines Vaters, mit 18 Jahren in leitender Position im Botanischen Garten in Uppsala eingestellt. Nur drei Jahre später ernannte ihn sein Vater auch zum Nachfolger seiner Professur an der Universität Uppsala.

Da die Ernennung von Carl von Linné dem Jüngeren zum Professor an der Universität mit Mutwillen gesehen wurde, zumal dieser weder die wissenschaftlichen Voraussetzungen, noch das Interesse für Botanik mitbrachte, wurde Linné auf Druck des Kronprinzen Gustav, dem späteren Gustav III., im Jahre 1765 zum Ehrendoktor in Medizin ernannt und galt damit als Professor geeignet. Da Linné keinerlei Neigung zur Naturwissenschaft hatte und lediglich von seinem Vater in diese Rolle gedrängt wurde, verfasste  Carl von Linné der Jüngere auch nur wenige wissenschaftliche Schriften von größerer Bedeutung und geriet wegen dem Leistungsdruck seines Vorfahren in Depressionen.

Da Carl von Linné der Ältere gegen Ende seines Lebens endgültig einsehen musste dass sein Sohn nie seine eigenen wissenschaftlichen Ideen verwirklichen und fortsetzen würde und kaum als wissenschaftlicher Nachfolger gesehen werden konnte, bestimmte er, dass ein Sohn sein Herbarium nach seinem Tode nicht erhalten, sondern dieses zu Gunsten seiner Töchter verkauft werden sollte. Gegen hohe Schuldscheine erhielt Linné der Jüngere jedoch von seiner Mutter den Zugang zum Herbarium, das Carl von Linné der Jüngere auch etwas erweitert hatte. Als Linné am 1. November 1783 starb, wollten weder Universität noch der König das wertvolle Herbarium oder auch die Büchersammlung von Linné dem Jüngeren kaufen und daher wurde das gesamte Material wurde nach London verkauft.

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Dienstag, 19. Januar 2016

Albin Hagström und das schwedische Akkordeon

Albin Hagström, geboren am 25. Mai 1905 in Orsa, interessierte sich seit frühester Kindheit für Musik und kaufte im Alter von 13 Jahren sein erstes Akkordeon, mit dem er anschließend in seiner Heimatgegend zum Tanz aufspielte. In der Zeit ohne Auftritte vermietete er sein Instrument, was sich als ein lukratives Geschäft erwies und ihm ermöglichte mit 19 Jahren in Älvdalen die Firma Albin Hagström zu gründen, ein Unternehmen, das in den ersten Jahren Akkordeons importierte und diese in Schweden verkaufte.

Die Firma Albin Hagström, die am 19. Januar 1925 offiziell in Älvdalen eingetragen wurde, war der Beginn einer legendären Musikgeschichte Schwedens, denn die Nachfrage nach seinen Instrumenten war so hoch, dass Hagström sich entschied in Italien Akkordeons bauen zu lassen, die vom Aussehen und vom Klang eigens für den schwedischen Markt geschaffen wurden. Während seiner zahlreichen Aufenthalte in Italien lernte Hagström auch gleichzeitig das Handwerk eines Akkordeonbauers. Als daher eine Währungskrise einsetzte, entschied sich Hagström 1932 seine Akkordeons in einer eigenen Fabrik in Älvdalen zu bauen.

Innerhalb von 20 Jahren entwickelte sich die Firma Albin Hagström zu einem der wichtigsten Akkordeonhersteller weltweit, wobei Hagström ab 1958 auch Gitarren herstellte, die zu Beginn sehr den Gibson Les Paul ähnelten. In dieser Zeit war aus einem Ein-Mann-Unternehmen eine Firma mit über 400 Angestellten entstanden. Als die Produktion der Instrumente im Jahre 1983 eingestellt wurde, hatte das Unternehmen Albin Hagström über 700.000 Akkordeons und rund 130.000 Gitarren hergestellt und verkauft. Während 1983 die Geschichte des schwedischen Akkordeons zu Ende ging, werden seit 2005 einige der legendären Hagström-Gitarren, mit leichten Veränderungen, in China wieder hergestellt.

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Montag, 18. Januar 2016

Vi på Saltkråkan von Astrid Lindgren

Am 18. Januar 1964 wurde der erste Teil der 13-teiligen Fernsehserie Vi på Saltkråkan (Ferien auf Saltkrokan oder Ferien auf der Kräheninsel) vom Staatsfernsehen SVT in Schweden ausgestrahlt. Der Erfolg dieser Serie war so groß, dass man sich bereits 1968 dazu entschied, das Material neu zu schneiden um einen Kinofilm daraus zu machen, wobei beide Versionen, neben zahlreichen Bühnenstücken, bis heute viele Kinder in ihren Bann ziehen und zu den Kultfilmen des Landes zählen, die nahezu jeder Schwede mehrmals gesehen hat.

Vi på Saltkråkan wurde von der Kinderbuchautorin Astrid Lindgren geschrieben und von Olle Hellbom verfilmt. Als 1963 die Dreharbeiten begannen, hatte Lindgren erstmals ein Filmmanuskript geschrieben ohne dass vorher das Buch existierte, im Gegensatz zu den anderen verfilmten Werken der Autorin. Das gleichnamige Kinderbuch erschien erst als Beiprodukt zum Film als die Fernsehserie abgeschlossen war. Interessant ist auch, dass sich die Fernsehserie, die Kinofilme und das Buch nicht vollständig entsprechen, sondern jeweils andere Schwerpunkte in den Vordergrund dringen, was für Kinder manchmal etwas verwirrend ist.

Saltkråkan ist eine von Astrid Lindgren erfundene Insel in den Schären vor Stockholm auf der sich die gesamte Handlung abspielt und, eingebettet in unzählige Abenteuer die Annäherung zwischen den festen Bewohnern einer Schäreninsel und den Sommergästen zeigt, die nur die positive Sommerzeit in der Romantik erleben und nicht das hrte Leben im Winter. Die Fernsehserie wirkt noch heute modern, da Lindgren hier Vorurteile aufzeigt, die man nur überwinden kann wenn man sich auch neuen Ideen öffnet und nicht verurteilt bevor man andere Kulturen erlebt hat. Vi på Saltkråkan ist auch einer jener Filme, der die Gedankenwelt von Astrid Lindgren am deutlichsten zeigt.

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Sonntag, 17. Januar 2016

Der schwedische Glaskünstler Bertil Vallien

Bertil Vallien kam am 17. Januar 1938 in sehr einfachen Verhältnissen als Bertil Wallin in Stockholm zur Welt und wuchs in einem strengen freireligiösen Haus auf, das er jedoch bereits im Alter von 15 Jahren verließ. Nach den verschiedensten Hilfsarbeiten, unter anderem als Dekorateur im Kaufhaus PUB und als Malerlehrling bei seinem Vater, entschied sich Vallien Künstler zu werden. 1955 schrieb sich Vallien in den vorbereitenden Kursen am Konstfack ein, wo er zwei Jahre später als Student akzeptiert wurde und sich bald auf Keramik spezialisierte.

Nach Abschluss seiner Ausbildung und dem Erfolg, dass der schwedische König seine Abschlussarbeit kaufte, musste Bertil Vallien jedoch feststellen, dass die Kunst warten musste, denn die Glashütte in der Vallien angestellt wurde verlangte gut verkäufliche Gebrauchsartikel und keine Kunst. Auch bei Kosta, zu der Vallien bald wechselte, hatte das gleiche Ziel. Der Künstler war daher gezwungen über viele Jahre hinweg nahezu ausschließlich Massenartikel wie Trinkgläser oder auch Service zu schaffen und die Techniken des Glashandwerks verbessern. Erst ab Mitte der 80er Jahre sollte es Vallien wirklich gelingen parallel und erfolgreich an Kunst und Handwerk zu arbeiten.

Bertil Vallien gilt heute als einer der bedeutendsten Erneuerern der Glaskunst weltweit, dessen bedeutendstes Werk man als Flügelaltar in der Domkirche in Växjö finden kann. Dass Vallien neue Wege der Glaskunst suchte, konnte man bereits sehr früh entdecken, denn er war der Verfechter der Theorie, dass schwedisches Gebrauchsglas nur dann überleben kann, wenn es einen individuellen Touch hat und nicht auf einfache Wege industriell nachgemacht werden kann, ein Prinzip, das die Glashütte Kosta von ihm übernahm. Zum anderen unterscheidet sich Vallien von fast allen anderen Glaskünstlern dadurch, dass er Glas nicht als Reflektor von Licht betrachtet, sondern in Glas die verschiedenen Lichteinflüsse sammeln will. Nach Vallien soll Glas nicht Licht abgeben, sondern Licht aufnehmen.


17. Januar 1861: Malla Silfverstolpe und der literarische Salon in Uppsala 
17. Januar 1909: Sven Hedin kehrt von seiner letzten Asienreise zurück 
17. Januar 1916: Die Eisenhütte Galtström bei Sundsvall
17. Januar 1944: Jan Guillou, vom Sozialismus zum historischen Roman 
17. Januar 1944: Jan Guillou, der wegen Spionage verurteilte Schriftsteller 
17. Januar 1945: Raoul Wallenberg, ein schwedischer Held
17. Januar 1946: Jenny Nyström und die schwedischen Weihnachtstrolle 
17. Januar 1983: Der erste große Konflikt der Hotelbranche Schwedens
17. Januar 1994: Die schwedische Radiostation Mix Megapol 

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Samstag, 16. Januar 2016

Der schwedische Künstler Karl Isakson

Karl Isakson wurde am 16. Januar 1878 als Sohn eines Schmieds in Stockholm geboren, wurde jedoch, da sein Vater starb als Isakson nicht einmal ein Jahr alt war, von der Mutter im Sinne der Erweckungsbewegung alleine erzogen. Um das Geld für die Erziehung ihrer beiden Kinder zu verdienen, arbeitete die Mutter als Wäscherin. Es war daher auch logisch, dass Isakson nur eine schulische Grundbildung erhielt und sehr früh selbst Geld verdienen sollte. Neben seiner Ausbildung als handwerklicher Maler besuchte Isakon ab 1891 Abendkurse im Zeichnen an der Technischen Hochschule und hatte 1895 das Glück Carl Larsson bei eine Wandmalerei unterstützen zu dürfen.

Nur zwei Jahre später begann Karl Isakson ein Kunststudium an der Kunstakademie Stockholm, das er 1901 abschloss um seine erste Studienreise zu unternehmen. Ohne jede Sprachkenntnisse reiste Isakson nach Berlin, München und Florenz. Während dieser Reise bekam der Künstler vor allem zu dänischen Malern Kontakt, was dazu führte, dass Isakson nach seiner Rückkehr in den Norden sein Studium an der Kunstnernes Frie Studieskoler in Kopenhagen fortsetzte und 1903 in der gleiche Stadt sei Atelier einrichtete. Isakson sollte der dänischen Hauptstadt bis zu seinem Lebensende am 29. Februar 1922 treu bleiben, lediglich unterbrochen von einigen weiteren Studienreisen, unter anderem nach Paris.

Karl Isakson gehört zu den Perfektionisten unter den Künstlern, was jedoch dazu führte, dass nur sehr wenige einer Werke in seinen Augen dem Ideal, das er anstrebte, entsprachen  und er weigerte sich nach 1911 seine Gemälde zu zeigen, schließlich hörte er sogar auf sie zu signieren und sprach davon, dass diese Werke nur die Schale für ein späteres Werk seien, was sich jedoch auf Grund seines frühen Todes zerschlug. Isakson kämpfte immer dafür in Schweden als Künstler anerkannt zu werden, aber obwohl in dänische Kritiker als eine Gabe für seine Heimat bezeichneten, blieb er in Schweden nahezu unbekannt und auch die Kunsthalle Liljevalch stellte erst wenige Monate nach seinem Tod 159 seiner Gemälde aus. Heute findet man Werke Isaksons in den größten Museen Schwedens.

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Freitag, 15. Januar 2016

Die schwedische Piratenpartei (Piratpartiet)

Auch wenn Rickard Falkvinge die Website der schwedischen Piratenpartei (Piratpartiet) bereits am 1. Januar 2006 online gab und die offizielle Eintragung als Partei erst am 15. Februar des gleichen Jahres erfolgte, geht die Gründung der Piratpartiet auf den 15. Januar 2006 zurück, denn an diesem Tag entstand das erste Parteiprogramm, das sich damals vor allem auf Urheberrecht und den Schutz von Warenzeichen erstreckte. Die Grundidee dabei war vor allem das private vom wirtschaftlichen Recht zu trennen, zum Beispiel private Downloads zu erlauben, jedoch gewerbsmäßige zu verbieten.

In jenen Jahren entstanden in etwa 70 Länder Piratenparteien, die in einigen Ländern kaum beachtet wurden, in anderen bald einen beachtlichen Erfolg verbuchen konnten.Da in Schweden in dieser Zeit mehrere bedeutende Gesetze in Vorbereitung waren, die das Persönlichkeitsrecht einschränken sollten und zudem die Site The Pirate Bay juristische Probleme bekam, gehörte Schweden zu den Ländern in denen sehr viel über die Piratpartiet gesprochen wurde und schon 2009 bekam die junge Partei ein Mandat im Europaparlament. Die Hoffnungen im Jahre 2010 auch in das schwedische Parlament einzuziehen, erfüllten sich jedoch nicht, denn die Piratenpartei erreichte gerade einmal ein Prozent an Wählerstimmen und lag damit unterhalb der Sperrgrenze.

Die Piratpartiet arbeitete anschließend ein vollständiges Parteiprogramm aus und präsentierte sich 2014 erneut in den lokalen, nationalen und europäischen Wahlen, ohne jedoch, im Gegensatz zu Deutschland, auch nur in die Nähe der notwendigen Stimmen zu kommen, denn die die Diskussion über Persönlichkeitsrechte hatte sich längst nach rechts verlagert und die politische Diskussion ging überwiegend über die Sverigedemokraterna, Fragen der Integration und der Fremdenfeindlichkeit. Seit dieser Zeit liegt die schwedische Piratenpartei wieder in der Startposition, ohne jedoch die Medien auf sich aufmerksam machen zu können. Auf Grund der mittlerweile relativ geringen Anzahl an Mitgliedern ist auch die finanzielle Position der Piratpartiet in Schweden sehr angespannt.

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Donnerstag, 14. Januar 2016

Der finnlandschwedische Schriftsteller Zacharias Topelius

Zacharias Topelius wurde am 14. Januar 1818 als Sohn eines Lehrers im heute finnischen Nykarleby (Uusikaarlepyy) geboren und besuchte einige Jahre lang die Schule in Uleåborg (Oulu) bis er bei Johan Ludvig Runeberg in Helsingfors (Helsinki) als Privatschüler auf sein Studium in Philosophie und Geschichte vorbereitet wurde. Noch bevor Topelius 1847 seinen Doktor in Geschichte machte, hatte er, unter anderem, bereits einige Jahre lang als Redakteur bei den Helsingfors Tidningar gearbeitet. 1854 wurde Topelius dann als Professor in Geschichte an die Universität Helsingfors berufen, an der er 1875 auch Rektor wurde.

Parallel zu seiner Doktorarbeit, seiner Tätigkeit als Journalist und als Privatlehrer, veröffentlichte Zacharias Topelius im Jahre 1845 auch seine erste Gedichtsammlung Ljungblommor und 1847, im Jahr als er auch sein Doktorat mit der Abhandlung De modo matrimonia jugendi apud Fennos quondam vigente ablegte, erschien seine erste Sammlung an Sagen, die sich jedoch weniger an Kinder als vielmehr an Erwachsene richtete. Auch wenn diese frühen Sagen von Topelius noch stark an jene des dänischen Schriftstellers H. C. Andersen angelehnt waren, so entwickelte er bald einen eigenen Stil und erhielt damit die ursprünglich nur mündlich weitergegebenen Sagen Finnland.

Anfang der 50er Jahre veröffentlichte Zacharias Topelius die zwei historischen Romane Hertiginnan av Finland und Fältkärns berättelser, die beide, wenn auch in Schwedisch, dem damaligen nationalistischen Geist Finnlands entsprachen und gleichzeitig zeigten dass die christliche Frömmigkeit letztendlich jeden Irrglauben vernichten wird. Diese Romane waren mit verantwortlich dafür dass Topelius, mit Hilfe von Fredrik Cygnaeus, zum ordentlichen Professor der finnischen Geschichte ernannt wurde, ohne die sonst dafür nötigen wissenschaftlichen Voraussetzungen mitzubringen. Topelius, der am 12. März 1898 starb, gehört damit zu den letzten Vertretern eines schwedischsprachigen Finnland, der jedoch gleichzeitig die finnischen Besonderheiten seiner Zeit hervorhob.

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Mittwoch, 13. Januar 2016

Der schwedische Dichter Johan David Valerius

Johan David Valerius kam am 13. Januar 1776 als Sohn eines Priesters in Göteborg zur Welt und schrieb sich 1788, nach Abschluss seiner Hochschulreife in Göteborg, an der Universität Lund ein um dort Philosophie zu studieren. Mangels Kapital musste Valerius die Universität jedoch 1791 ohne Abschluss wieder verlassen und in seiner Heimatstadt als Privatlehrer arbeiten. Im Jahre 1793 schrieb sich Valerius dann an der Universität Uppsala ein und legte dort noch im gleichen Jahr sein Examen als Jurist ab und wurde unmittelbar danach als Kanzleiangestellter am Svea Hovrätt angestellt.

Als Johan David Valerius 1797 Sekretär und Ombudsmann am Königlichen Theater in Stockholm wurde, wollte er nicht auf der administrativen Seite bleiben, sondern träumte davon Opernsänger zu werden. Sehr schnell zeigte sich jedoch, dass er sein Lampenfieber nicht überwinden konnte und nach einigen kleinen Rollen als Schauspieler ging Valerius, neben seinem Auftrag als Sekretär und Ombudsmann, dazu über Opern, Operetten, Lustspiele und Dramen zu übersetzen, die alle zur Aufführung kamen, da sich Valerius sehr gut in die Personen der Stücke einfühlen konnte und sein Stil geschätzt war.

Neben seiner Karriere als Regierungsbeamter, die Johan David Valerius bis zum Kanzleirat führte, betätigte sich der Jurist immer wieder als Dichter und erhielt dafür auch einige bedeutende Preise jener Zeit. Auch wenn die Werke von Valerius, der am 4. August 1852 in Stockholm starb, heute kaum noch bekannt sind, so spielt er dennoch eine gewisse Rolle innerhalb der schwedischen Literaturgeschichte, denn zum einen schrieb er  Lehrgedichte, die sich durch seine Antithesen von anderen Gedichten seiner Zeit unterscheiden, zum anderen schrieb Valerius sehr viele Weisen und Lieder, die typisch für die gustavianische Zeit Schwedens sind und in jener Zeit extrem populär waren. Valerius wurde 1826 in die Svenska Akademien gewählt und nahm, nach Carl Birger Rutström, auf Stuhl Nummer 15 Platz.

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Dienstag, 12. Januar 2016

Die schwedische Schriftstellerin Marika Stiernstedt

Marika Stiernstedt kam am 12. Januar 1875 als Tochter des Militärs und Freiherren Wilhelm Stiernstedt in Stockholm zur Welt und erhielt von ihrer polnischen Mutter eine rein katholische Erziehung. Obwohl sich Stiernstedt, die in Uppsala aufwuchs, sehr früh gegen das Frauenbild, das ihre Religion sah, wehrte, blieb sie bis zum Ende ihres Lebens katholisch. Trotz der Widerstände ihrer gesellschaftlichen Umgangsschicht sah Stiernstedt die Zukunft der Frau bei Bildung und einer gewissen persönlichen Freiheit, die ihr der Katholizismus nicht genehmigte.

Da die Erziehung und die Ausbildung von Marika Stiernstedt nach gehobenem katholischem Ideal erfolgen sollte und zu Hause vor allem Französisch gesprochen wurde, wurde die junge Stiernstedt im Alter von 13 Jahren in eine Klosterschule bei Paris geschickt, was vor allem dazu führte, dass die spätere Schriftstellerin nach ihrer Rückkehr nach Schweden sich als Autodidakt eine gewisse Bildung aneignen musste. Sehr viele ihrer Denkanstöße kamen von Ola Hansson und August Strindberg, deren Werke sie verschlang. Erstaunlich für jene Zeit war jedoch, dass Stiernstedts Vater ihre ersten Schritte zur Autorin unterstützte und daher 1894 Sven Vingedal, der erste Roman von Marika Stiernstedt, unter dem Pseudonym Mark Stern erscheinen konnte.

Ab 1905 trat Marika Stiernstedt mit ihrem Namen Marika Cederström als Schriftstellerin an die Öffentlichkeit, ging jedoch ein Jahr später, nach der Scheidung von Carl Cederström auf ihren Mädchenname zurück. Im Gegensatz zu den meisten Autorinnen ihrer Zeit, schildert Stiernstedt nicht das Leben ihrer Epoche, sondern das Verhältnis zwischen Mann und Frau und bindet dabei auch die Erotik ein. Auch wenn dies als skandalös betrachtet wurde, so hatte sie als Adelige und sich selbstversorgende Frau einen gewissen Freibrief, den sie auch während ihrer zweiten Ehe mit Ludvig Nordström behalten konnte. Die meisten Romane von Marika Stiernstedt, die am 25. Oktober 1954 in Finja in Skåne (Schonen) starb, haben kein glückliches Ende, da es in ihren Werken unmöglich scheint dass sich ein Liebesleben mit dem Selbständigkeitsstreben einer Frau vereinen lässt.

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Montag, 11. Januar 2016

Der schwedische Schauspieler Sven Wollter

Sven Wollter kam am 11. Januar 1934 als Sohn eines Journalisten in Göteborg zur Welt und entschied sich bereits als Jugendlicher für eine Karriere als Schauspieler, denn mit 19 Jahren begann Wollter eine vierjährige Schauspielausbildung am Göteborger Stadttheater um jedoch anschließend erst an mehreren verschiedenen Theatern Schwedens engagiert zu werden. Erst 1967 kehrte Wollter dann an das Stadttheater in Göteborg zurück um diesem bis 1983 treu zu bleiben. Nach einigen Jahren im Volkstheater in Gävleborg wechselte Wollter 1986 letztendlich zum Stadttheater Stockholm.

Bekannt wurde Sven Wollter 1976 in einer Hauptrolle der Fernsehserie Raskens, die auf den gleichnamigen Roman von Vilhelm Moberg baute und zeitweise bis zu fünf Millionen Schweden vor den Bildschirm zog. Es folgten mehrere sehr erfolgreiche Filme, zumal Wollter in der Lage war sich in jede Rolle zu versetzen und als dementer Komponist Martin ebenso überzeugte als als Kommissar Van Veeteren. Auch wenn Wollter auch auf der Bühne ein bedeutendes Publikum anziehen konnte, so verdankt er seine Bekanntheit vor allem seinen Filmrollen.

Sven Wollter, der trotz seiner 88 Jahre, bis heute aktiv ist, war jedoch nicht nur auf der Bühne, im Film und auch als Radiomoderator aktiv, sondern bereits 1989 gab er eine LP mit Liedern von Leonard Cohen und Tom Waits heraus, und 2009 folgte ein weiteres Album, dieses Mal mit ausschließlich politischen Texten von Dan Berglund, Bertolt Brecht und Joe Hill, die auch der politischen Überzeugung des Schauspielers entsprechen, der sich sein ganzes Leben lang extrem links einstufte und als überzeugter Pazifist gilt. Wollter gehört jedoch zu den wenigen Schauspielern Schwedens, dem diese extreme persönliche Einstellung beruflich keinerlei Nachteile brachte.

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Sonntag, 10. Januar 2016

Der schwedische Biochemiker Sune Bergström

Sune Bergström wurde am 10. Januar 1916 als Sohn eines Hydrographen in Stockholm geboren und studierte vor allem in England, der Schweiz und den USA Biochemie bevor er am Karolinska Institut in Stockholm 1944 den Doktorgrad erwarb und dort als Dozent in Biochemie zu arbeiten begann, nachdem er bereits vorher zwei Jahre in der biochemischen Abteilung des Nobelinstituts gearbeitet hatte. Im Jahre 1947 wurde Bergström dann als Professor in Medizin und physiologischer Chemie an die Universität Lund berufen.

Im Jahre 1958 kehrte Sune Bergström zurück ans Karolinska Institut, dieses Mal als Professor in Chemie, und 1969 wurde er an der gleichen Einrichtung auch zum Rektor ernannt. Am Karolinska machte Bergström, gemeinsam mit Bengt Samuelsson seine revolutionäre Entdeckung und konnte die Rolle der Prostaglandinen im Körper von Menschen und Tieren nachweisen, einem Stoff, den Ulf Svante von Euler-Chelpin in den 30er Jahren entdeckt hatte, ohne jedoch deren Funktion zu beschreiben. Bergström gelang es die einzelnen Prostaglandine zu isolieren und er half damit deren chemische Struktur zu erklären.

Es sollte allerdings noch bis 1982 dauern bis die Arbeit von Sune Bergström auf Grund ihrer Bedeutung wirklich gewürdigt wurde, nämlich durch die Vergabe des Nobelpreises in Physiologie oder Medizin, den er mit Bengt Samuelsson und John Robert Vane teilte, denn mittlerweile hatte die Forschung der Wissenschaftler zu neuen Behandlungsmethoden bei Magengeschwüren, bei Menstruationsschmerzen und bei schmerzhaften Geburten geführt. Sune Bergström starb am 15. August 2004 im Alter von 88 Jahren und nach längerer Krankheit in Stockholm.

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Samstag, 9. Januar 2016

Greta Johansson und olympisches Gold

Greta Brandsten kam am 9. Januar 1895 als Margareta Johansson in Stockholm zur Welt, etwa dort wo man heute das Stadshuset findet. Sehr früh interessierte sich die junge Johansson für das Schwimmen und mit zehn Jahren begann sie im Strömbadet, mit Hilfe der Sportschwimmerin Lisa Regnell, Kunstspringen zu trainieren. Nur drei Jahre später gewann Johansson dann auch ihre erste Ausscheidung in dieser Sportart und zählte damit mit nur 13 Jahren bereits zur schwedischen Schwimmelite.

Als Greta Johansson dann 1912 bei den Olympischen Spielen in Stockholm teilnahm, galt sie zwar als eine der Favoritinnen, aber der tatsächliche schwedische Erfolg sollte eine Überraschung werden, denn Johansson gewann beim zehn-Meter-Sprung als erste Frau Schwedens eine Goldmedaille, gefolgt von ihrer früheren Trainerin Lisa Regnell, die bei der gleichen Disziplin die Silbermedaille erhielt. Nur ein Jahr später begann Johansson jedoch als Schwimmlehrerin und Trainerin für das Kunstspringen zu arbeiten und verlor damit ihren Amateurstatus, was mit dem Ende der Sportkarriere gleichzusetzen ist.

Noch 2013 heiratete Greta Johansson dann auch professionellen Kunstspringer und Schwimmtrainer Ernst Brandsten und wanderte mit diesem in die USA aus um dort für die Entwicklung des Kunstspringens und Turmspringens zu arbeiten. Das Ehepaar legte in diesen Jahren den Grundstein für die späteren amerikanischen Erfolge im Kunst- und Turmspringen und sind heute in den USA in Schwimmkreisen nahezu bekannter als in ihrem Heimatland Schweden. Ernst Brandsten hatte in den USA den Status eines Nationaltrainers, mit Greta Johansson als seine Assistentin.

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Freitag, 8. Januar 2016

Der Orkan Gudrun hinterlässt ein Chaos in Schweden

Alles begann mit einem Tiefdruckgebiet im Nordwesten Irlands, das dadurch entstanden war dass ein kalter Luftstrom aus Grönland mit einem warmen und feuchten Gebiet bei den britischen Inseln zusammengestoßen war. Innerhalb von nur 24 Stunden entstand dadurch ein Orkan, der vom Deutschen Wetterdienst Erwin genannt wurde, in Schweden jedoch als Gudrun ein reines Chaos anrichtete, das man dort bis dahin noch nie erlebt hatte. Auf diese Weise ging der 8. Januar 2005 selbst in die schwedische Geschichte ein.

Am Samstag Mittag, den 8 Januar 2005, erreichte das Tiefdruckgebiet Norwegen und der Wind erreichte die Stärke eines Sturmes, der sich beim Eintritt in Schweden zum Orkan entwickelte. In der Nacht zog der Orkan über das südliche und mittlere Götaland und entwurzelte Millionen von Bäumen oder zerbrach sie wie Streichhölzer. Die Züge waren bereits vorher, aus Sicherheitsgründen, eingestellt worden und im Laufe der Nacht wurden zahlreiche Strom- und Telefonleitungen abgerissen, was den Bewohnern der betroffenen Gegenden bereits einen Vorgeschmack auf den folgenden Tag geben sollte.

Als am Sonntag der Sturm abnahm und zudem Schweden verließ, lag der Eisenbahnverkehr in Südschweden still, 415.000 Haushalte waren ohne Stromversorgung und 75 Millionen Kubikmeter Wald war vom Orkan gefällt, eine Katastrophe, mit der niemand in Schweden gerechnet hatte. Noch eine Woche später waren rund 50.000 Haushalte ohne Strom, da es schwierig war an die beschädigten Leitungen zu kommen und noch 2015 sieht man in vielen Teilen Südschwedens die Folgen des Orkans Gudrun, da sich der Wald bis heute nicht vollständig von dieser Katastrophe erholt hat.

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Donnerstag, 7. Januar 2016

Salz wird in Schweden als Mangelware rationalisiert

Da Schweden während des Zweiten Weltkriegs immer weniger Waren importieren konnte, traten bereits 1940 die ersten Rationierungen in Kraft, wobei es sich bei den ersten Waren mit Beschränkungen um Tee und Kaffee handelte. Nur wenige Wochen später wurde, auf Grund der deutschen Okkupation von Dänemark und Norwegen, auch Zucker rationiert. Allerdings waren diese Schritte noch vorhersehbar, denn bereits im Oktober 1939 hatten die schwedischen Haushalte Rationierungskarten erhalten, so dass sie auch noch Zeit für einige Hamsterkäufe hatten bevor das Problem wirklich eintrat.

Salz war das letzte Produkt, das in Schweden ab dem 7. Januar 1945 nur noch gegen Rationierungskarten ausgegeben wurden, da um diese Zeit selbst dieses Produkt nahezu ganz aus den Regalen der Händler verschwunden war. Eines der wenigen Produkte, die in Schweden während des gesamten Zweiten Weltkriegs unbegrenzt zur Verfügung standen, war Milch, da diese in Schweden in ausreichender Menge produziert wurde, was heute nicht mehr der Fall wäre. Allerdings wurde um diese Zeit kaum noch Butter, Käse oder Sahne aus der Milch gewonnen, so dass verarbeitete Produkte dennoch rationiert waren.

Eine gewisse Sonderrolle nahm die Rationierung von Kleidung in Schweden ein, denn als sich im Herbst 1941 verbreitete dass Kleidung nur noch gegen Rationierungskarten ausgegeben werden sollte, kam es zu enormen Hamsterkäufen die die Geschäfte des ganzen Landes nahezu komplett leerten. Als dann der Verkauf am Jahresende tatsächlich beschränkt wurde, hatte nahezu jeder Haushalt so viel Kleidung in den Schränken, dass man mit der zum Kauf erlaubten Menge sehr gut zurecht kam. In Schweden gab es allerdings nicht nur Rationierungskarten für den Einkauf in Lebensmittelläden, sondern auch für Restaurantbesuche, denn auch hier erhielt man Fett, Eier oder andere Produkte  nur gegen diese Karten.

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Mittwoch, 6. Januar 2016

Der schwedische Künstler Carl Kylberg

Carl Kylberg starb ab 6. Januar 1952 im Alter von 74 Jahren in Stockholm und gehörte in dieser Zeit zu jenen schwedischen Künstlern, denen man im Ausland mehr Beachtung schenkte als in Schweden, denn in der Heimat wurde seine Malerei als Provokation betrachtet und 1938 verbot sogar die Regierung dem Nationalmuseum in Stockholm den Kauf seines Gemäldes Uppbrottet. In Schweden betrachtete man diesen eigenartigen Künstler, der sich in seiner Kunst an keinerlei Norm hielt, geradezu als abartig, obwohl dieser in den letzten Jahren seines Lebens vor allem religiöse Motive malte.

Carl Kylberg war am 23. September 1878 als Sohn eines Bürochefs in Fridene im Västragötland geboren worden, in einem Heim, das von extremer Religiosität und Ordnung geprägt wurde, wobei der Vater darauf bestrebt war nach außen zu zeigen, dass er der gehobenen Schicht des Landes angehörte. Dies zeigte sich auch daran dass Kylberg eine gediegene Schulbildung erhielt und der künftige Künstler, nach einer kürzeren Zeit als Seemann, 1995 an der Tekniska Skolan in Stockholm eine Ausbildung zum Architekten machte, die er jedoch nur mit knapper Not abschließen konnte, eine Ausbildung, die er in Berlin und der Kunsthochschule Valand in Göteborg fortsetzte.

Gegen 1900 verlor Carl Kylberg sein Interesse an Architektur und er ging mehr und mehr zur Malerei über, wobei sich seine frühen Versuche durch extrem starke Farben auszeichneten. Als Kylberg 1906 nach Stockholm zieht, verkehrt er vor allem mit Künstlern wie Ivar Arosenius, Gerhard Henning, GAN und Wilhelm Kåge, kann sich jedoch kaum von der Kunst ernähren, sondern vor allem durch Reklameplakate, die durch die starken Farben einen großen Erfolg haben. Der Durchbruch kam für Carl Kylberg gegen die 30er Jahren, mit Ausstellungen in Paris, London oder auch in den USA, ohne dass seine Werke jedoch hohe Preise erzielten. Erst in den 80er Jahren, 30 Jahre nach seinem Tode, erreichen die Werke Carl Kylbergs bei internationalen Kunstauktionen sehr beachtliche Preise und der Künstler wurde auch in Schweden voll anerkannt.

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Dienstag, 5. Januar 2016

Die schwedischen Internierungslager ab 1943

Bereits ab 1939 entstanden in Schweden Arbeitslager in denen Personen, die eine zu kritische Einstellung zum Nazideutschland hatten, in Lagern untergebracht wurden, einige davon als Arbeitslager die kaum von den ersten deutschen Arbeitslager zu unterscheiden waren. Wer in diesen Einrichtungen landete, hatte selbst nach Ende des Zweiten Weltkriegs noch Schwierigkeiten in Schweden eine Arbeitsstelle zu finden, da man dann davon ausging, dass alle Personen, die dort arbeiten mussten, zur Wiederstandbewegung gehörten, die Schweden Schaden zufügen wollten.

Als sich das Kriegsglück Hitlers wandte, änderte sich plötzlich die Einrichtung der Arbeitslager und ab dem 5. Januar 1943 verwandelten sich diese in Internierungslager. Neben staatskritischen Schweden wurden im ersten Internierungslager auch 30.000 Flüchtlinge untergebracht, die von der Sicherheitspolizei Schwedens als subversive Kräfte und als verdächtig eingestuft wurden, insbesondere deutsche und russische Flüchtlinge. Die in der Folge entstehenden Internierungslager richteten sich mehr und mehr an bestimme Gruppen von Flüchtlingen, damit ein Gedankenaustausch zwischen verschiedenen Nationen und politischen Gruppen erschwert wurde. Deutsche Kriegsgefangen wurden, zum Beispiel, in Lagerlingen auf Gotland interniert.

Für die Internierung verdächtiger Personen waren in jenen Jahren insbesondere Gustav Möller, damals Sozialminister, und Staatssekretär Tage Erlander zuständig, der ab 1942 auch alle Roma registrieren und internieren ließ. Als der Sozialdemokrat Tage Erlander nach Ende des Zweiten Weltkriegs Ministerpräsident wurde, sorgte er dafür, dass alle Akten zu den schwedischen Lager als streng geheim eingestuft wurden und erst 50 Jahre später wieder geöffnet wurden. Während seiner Zeit als Ministerpräsident leugnete der Politiker jede Existenz der Einrichtungen und legte seine eigene Vergangenheit unter Verschluss. 50 Jahre später stellte sich sogar heraus, dass in einigen der Lager Tortur als normales Druckmittel angewandt wurde.

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Montag, 4. Januar 2016

Die feministische Literaturwissenschaftlerin Birgitta Svanberg

Als Birgitta Svanberg, geborene Barthelson, am 4. Januar 2013 in Stockholm starb, galt sie als eine der bedeutendsten Frauen der schwedischen Frauenbewegung, denn nicht nur dass Svanberg eine der Gründerinnen der feministischen Grupp 8 war, die sich in kurzer Zeit als Bewegung in ganz Schweden verbreitete, sondern Svanberg gilt als Pionierin der Forschung über Schriftstellerinnen, was sich bereits bei ihrer Disputation zeigte, denn sie wählte Agnes von Krusenstjerna zum Thema, die erste wissenschaftliche Abhandlung Schwedens zur weiblichen Literaturgeschichte.

Birgitta Svanberg war am 30. Dezember 1930 in Linköping zur Welt gekommen, war jedoch in Skövde aufgewachsen. Bevor Svanberg sich in den 60er Jahren der feministischen Bewegung Schwedens anschloss und in Uppsala Literaturwissenschaft studierte, hatte sie als Gymnasiallehrerin gearbeitet. Ab dieser Zeit forschte die feministische Wissenschaftlerin über die Mann-Frau-Rolle und sie veröffentlichte eine Vielzahl an Artikeln über Schriftstellerinnen Schwedens. In diesem Rahmen arbeitete Svanberg ab 1993 auch am Werk Nordisk kvinnolitteraturhistoria mit, der Geschichte der Frauenliteratur des Nordens.

Als Birgitta Svanberg Ende der 60er Jahre mit der Erforschung weiblicher Autoren begann, gab es kaum eine wissenschaftliche Abhandlung oder Zusammenstellung dieser Literatur, da Frauen immer noch nicht als relevant innerhalb der schwedischen Literatur galten. Erst Svanberg gelang es über ihre Veröffentlichungen darauf aufmerksam zu machen, dass Frauen ebenso lange wie Männer literarisch aktiv waren und einen bedeutenden kulturellen Einfluss hatten. Gemeinsam mit Ebba Witt-Brattström stellte Svanberg daher zum Jahrtausendwechsel auch eine dreibändige Anthologie vor die erstmals das literarische Schaffen von schwedischen Frauen von der geschichtlichen Vorzeit bis heute beleuchtet. 

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Sonntag, 3. Januar 2016

Der schwedische Künstler Hans Norman

Hans Norman kam am 3. Januar 1928 in Hackås im Jämtland zur Welt und studierte von 1950 bis 1954 am Konstfack in Stockholm. Dieser Grundausbildung als Künstler folgte noch eine Ausbildung als Graphiker an der Kunstakademie und, dank eines Reisestipendiums, eine zweijährige Studienreise nach Holland und Frankreich. Auch wenn Norman um diese Zeit bereits auf mehrere kleinere Ausstellungen zurückblicken konnte, war er dennoch gezwungen zeitweise als Zeichenlehrer am Volksschulseminar in Skara zu arbeiten.

Hans Norman wagte, trotz seiner Ausstellungen, nicht den Sprung in das Leben eines freischaffenden Künstlers und betrachtete die freie Kunst noch rund 30 Jahre lang mehr als Hobby als als Berufung, denn als ihm eine Stelle in der Bildinstitution des Hochschule in Karlstad angeboten wurde, akzeptierte er und nahm bis 1985 nur noch an Sammelausstellungen teil. In einer Heimatregion Värmland fand die erste separate Ausstellung des Künstler erst 1985 in der Galerie Konstkällaren statt, im gleichen Jahr, als Norman auch seine erste öffentliche Arbeit akzeptierte und die Landvermessung in Karlstad dekorierte.

Ab diesem Jahr mehrten sich  die Ausstellungen von Hans Norman wieder und 1992 war der Künstler dann für die künstlerische Gestaltung des Krankenhauses in Kristinehamn verantwortlich. Norman, der vor allem in der Acrylmalerei seine Stärke zeigte, gehörte zu jenen Künstlern für die Kunst eine intellektuelle Tätigkeit war, die nichts mit Eingebung zu tun hatte, obwohl man einige seiner späteren Werke im Expressionismus und Symbolismus ansiedeln muss. Einige der bedeutendsten Werke Normans, der im Mai 1994 starb, findet man heute im Nationalmuseum in Stockholm.

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Samstag, 2. Januar 2016

Wärme, Öl und Benzin werden in Schweden rationiert

Als im Jahre 1973 der sogenannte Arabische Krieg zwischen Ägypten und Syrien auf der einen Seite und Israel auf der anderen Seite ausbrach, stellte sich die gesamte westliche Welt auf Seiten Israels, was jedoch sofort negative Konsequenzen mit sich brachte, denn daraufhin entschieden sich die Opec-Länder den Export von Rohöl stark zu drosseln, was für die schwedische Bevölkerung bedeutende Konsequenzen hatte und die Regierung am 2. Januar 1974 dazu brachte verschiedene Produkte zu rationieren.

Um sicherzustellen dass die Industrie und der Handel nicht unter einem Mangel an Energie zu leiden hatten, wurden ab den kommenden Tagen Heizöl, Benzin, Warmwasser und Fernwärme für Privatpersonen begrenzt und am Sonntag ein Fahrverbot erteilt. Gleichzeitig wurden alle öffentlichen Ämter und alle Haushalte des Landes darum gebeten sich beim Energieverbrauch freiwillig einzuschränken. Besonders deutlich zu spüren bekam die Bevölkerung die Rationierung von Benzin, da man für die kommenden sieben Wochen nur insgesamt 100 Liter Benzin tanken konnte, was natürlich am Vortag zu Hamsterkäufen führte.

Während der Kauf von Heizöl noch längere Zeit rationiert wurde, wurde bereits am 30. Januar 1974 die Rationierung von Benzin wieder aufgehoben. Einem Journalist der Abendzeitung Expressen war es nämlich gelungen zu beweisen, dass Öltanker mit Benzin vor der Küste im westschwedischen Lysekil lagen die nicht gelöscht wurden. Um einen Aufstand zu verhindern wurde nach der Veröffentlichung das Anlegen der Tanker ermöglicht, aber auf Kosen des Benzinpreises, denn über Nacht stieg der Preis pro Liter Benzin von 23 Öre auf 1,45 Kronen.


2. Januar 1296: Das Upplandslagen, schwedische Gesetze des Mittelalters
2. Januar 1749: Der Bischof und Sprachforscher Carl Gustaf Nordin
2. Januar 1824: Die Morgenzeitung Stockholms Dagblad 
2. Januar 1895: Folke Bernadotte wird in Israel ermordet
2. Januar 1909: Der schwedische Künstler Ivar Arosenius 
2. Januar 1926: Gustaf Lagerheim, der Gründer der Pollenanalyse
2. Januar 2000: Die Stabkirche in Skaga wird durch einen Brand zerstört

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Visit Göteborg!

Freitag, 1. Januar 2016

Der schwedische Sprachforscher Knut Fredrik Söderwall

Knut Fredrik Söderwall kam am 1. Januar 1842 als Sohn eines Propst im halländischen Drängsered zur Welt und besuchte die Kathedralschule in Lund bevor er sich 1858 an der Universität Lund einschrieb um dort Philosophie und nordische Sprachen zu studieren. Nach Abschluss seines Studiums und einer Tätigkeit als wissenschaftliche Hilfskraft an der Universitätsbibliothek der gleichen Universität, erhielt Söderwall ein Reisestipendium das ihn erst nach Dänemark und anschließend nach Deutschland führte.

Sehr früh hatte sich Knut Fredrik Söderwall auf das Studium und die Erforschung der schwedischen Sprache spezialisiert, wobei er sich insbesondere für das Schwedisch des Mittelalters interessierte, was dem Wissenschaftler bereits 1868 auch den zweiten Preis der Svenska Akademien einbrachte. Zwei Jahre bevor Söderwall 1886 zum Professor der humanistischen Sektion der Universität Lund ernannt wurde, erhielt er von der Svenska fornskriftsällskapet den Auftrag ein Wörterbuch des mittelalterlichen Schwedisch zu erstellen, das zwischen 1884 und 1918 in 29 Bänden erschien.

Als die Svenska Akademien, ebenfalls im Jahre 1884, die Plan für ein Neuschwedisches Wörterbuch wieder aufnahm, erhielt Knut Fredrik Söderwall, unter der Leitung von Theodor Wisén, den Auftrag auch dieses Werk zu redigieren. Nachdem Wisén jedoch bereits 1892 starb, wurde Söderwall im gleichen Jahr mit der gesamten Herausgabe des Werkes betraut und gleichzeitig, als Nachfolger von Wisén, in die Svenska Akademien gewählt. Auch wenn Knut Fredrik Söderwall, der am 30. Mai 1924 in Lund starb, sich mit 70 Jahren etwas vom aktiven wissenschaftlichen Leben zurückzog, setzte er sich bis zu seinem Tode für die schwedische Sprache ein.


1. Januar 1516: Margareta Eriksdotter Leijonhufvud, Königin Schwedens
1. Januar 1747: Henrik Gahn, einer der bekanntesten Ärzte Schwedens
1. Januar 1879: Schweden führt die Normalzeit ein
1. Januar 1911: Eslöv in Skåne wird zur Stadt erhoben
1. Januar 1929: Cordelia Edvardson und das überlebte Auschwitz
1. Januar 1931: Hjalmar Bergman und die fiktive Stadt Wadköping
1. Januar 1980: Neues Thronfolgegesetz in Schweden
1. Januar 1993: Das schwedische Parlament unterschreibt den Europavertrag
1. Januar 2000: Die schwedische Kirche wird vom Staat getrennt

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