Donnerstag, 9. April 2015

Der schwedische Skandalregisseur Vilgot Sjöman

Als Vilgot Sjöman am 9. April 2006 in Stockholm starb, verschwand ein schwedischer Regisseur, der als Skandalregisseur bekannt war, obwohl er mit seiner Zeitkritik und seiner Offenheit lediglich der Zeit vorausgeeilt war und Themen verfilmte, die im prüden und konservativen Schweden jener Tage als Tabu galten. Mehrere seiner Filme kamen nie in ihrer Gesamtheit in die schwedischen Kinos, da Teile davon der Schere der Filmkritik zu Opfer gefallen waren. Aber Sjöman gehörte auch zu jener kleinen Gruppe der schwedischen Filmer, die, gerade wegen ihrer Themen, weit über Schweden hinaus bekannt waren. Norman Mailer schrieb über Vilgot Sjöman sogar, das dieser einer der bedeutendsten Regisseur war, die je existierten.

Vilgot Sjöman war am 2. Dezember 1924 als Sohn eines Bauarbeiters in Stockholm zur Welt gekommen und begann nach einem Studium an der Universität Stockholm als Schriftsteller mit dem Roman Lektorn, der später von Gustaf Molander verfilmt wurde. Seine wahre Karriere begann dann jedoch 1955 mit einem Stipendium für ein Filmstudium an der Universität UCLA in Kalifornien. Zurück in Schweden entstand dann 1961 sein erster Langfilm Älskarinnan mit Bibi Andersson in der Hauptrolle, ein verwickeltes Dreierverhältnis, das bedeutende Aufmerksamkeit erregte. Parallel zu seiner Tätigkeit als Regisseur arbeitet Sjöman auch weiterhin als Schriftsteller und veröffentlichte, unter anderem, eine Reportage über Ingmar Bergman.

Im Jahr 1964 realisierte Vilgot Sjöman dann seinen Film 491 nach dem Roman von Lars Görling, der bereits vor der Premiere in die Presse kam, da die Filmkritik hier zahlreiche Szenen entfernte, dadurch allerdings das Publikum noch neugieriger auf den Film machte. Sjöman setzte mit den kritischen Gesellschaftsbetrachtungen fort und als 1967 der Film Jag är nyfiken - gul mit Lena Nyman in die Kinos kam, war der Filmer bis an die Grenzen des filmisch möglichen gegangen, wobei allerdings weniger über seine politische Nachricht im Film diskutiert wurde, sondern die sehr realistische Nacktszene ins Zentrum geriet. Den Höhepunkt seiner Karriere als Regisseur erreichte Vilgot Sjöman 1974 mit seinem Film En handfull kärlek mit Anita Ekström in der Hauptrolle für den der Filmer mit einem Guldbagge (Goldenen Käfer) belohnt wurde. Als Sjöman 1995 seinen letzten Film, ein Drama über Alfred Nobel präsentierte, dem thematisch die Brisanz fehlte, war die Kritik niederschmetternd und der Film wurde geradezu eine finanzielle Katastrophe.


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Copyright: Herbert Kårlin

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