Samstag, 1. Oktober 2016

Das schwedische Mellanöl, weder Starkbier noch Schwachbier

Bereits 1956 tauchte in Schweden erstmals die Frage nach einem sogenannten Mellanöl („Zwischenbier“) auf, das vom Alkoholgehalt in etwa dem internationalen Pilsner entspricht. Die Idee dabei war ein Bier anzubieten, das gut zum Essen passt, ohne jedoch die volle Stärke eines Starköl, eines Starkbiers, zu erreichen. Dieses erste Projekt wurde jedoch sehr schnell niedergelegt und erst am 1. Oktober 1965 sollte dann ein Mellanöl zugelassen werden, und zwar zum Verkauf in normalen Lebensmittelgeschäften und, dank eines geringeren Steuersatzes, auch zu einem relativ günstigen Preis.

Der Erfolg des Mellanöl war entsprechend groß und entsprach mit seinen 4,5 Prozent an Alkohol auch dem Geschmack der Biertrinker, die man mit Lättöl (Schwachbier, Dünnbier), das in Schweden meist 2,2 Prozent Alkohol enthält, nicht überzeugen konnte. Bereits am ersten Tag, an dem Mellanöl zugelassen wurde, fand man in den Läden nicht weniger als 35 verschiedene Sorten an Mellanöl. Allerdings gab es beim Verkauf von Mellanöl einige Beschränkungen, denn im Gegensatz zu Dünnbier, durfte Mellannöl nicht mehr nach 20 Uhr verkauft werden, und auch nicht an Sonntagen.

Bereits 1977 sollte das Mellanöl jedoch wieder aus den Lebensmittelläden verbannt werden, die Steuer wurde angehoben und der Verkauf ging auf die staatliche Systembolaget über. Als Ursache galt das Problem dass Jugendliche sich ebenfalls von Starköl angezogen fühlten und dabei weniger an ein Getränk zum Essen dachten, sondern sich damit berauschten. Auch wenn keine wissenschaftliche Untersuchung angestellt wurde ob diese Behauptung stimmte, so gelten bis heute die Jugendlichen als der Tod des Verkaufs von Mellanöl in normalen Lebensmittelläden. Auch wenn es heute, steuerlich gesehen, keinerlei Mellanöl mehr in Schweden gibt, sondern nur noch Lättöl und Starköl, lebt der Name Mellanöl auf Bierdosen und in Kneipen fort, in der Hoffnung dabei an den Ruf der 60er und 70er Jahre anzuknüpfen.


1. Oktober 1408: Karl Knutsson wird dreimal König Schwedens
1. Oktober 1559: Katarina Vasa gewinnt Einfluss in Ostfriesland
1. Oktober 1779: Tammerfors (Tampere) wird von Gustav III. gegründet
1. Oktober 1780: Göran Wahlenberg und die Ökologie der Pflanzen
1. Oktober 1800: Peter Wieselgren und die schwedische Abstinenzbewegung
1. Oktober 1808: Thomas Thorild, der revolutionäre Schriftsteller des 18. Jahrhunderts
1. Oktober 1828: Ebba Ramsay, die Gründerin des Krankenheims Vilhelmsro
1. Oktober 1858: Das schwedische Züchtigungsrecht wird gemindert
1. Oktober 1938: Alf Svensson, 31 Jahre lang Vorsitzender einer Partei
1. Oktober 1952: Anders Larsson, der Autor mit der Neigung zum Absurden
1. Oktober 1977: Der Göteborger Flughafen Landvetter 

Copyright: Herbert Kårlin

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