Freitag, 25. Januar 2013

Schweden liefert Kriegsflüchtlinge an die Sowjetunion aus

Auf einfache Anfrage der Alliierten und der Sowjetunion lieferte Schweden am 25. Januar 1946 insgesamt 150 baltische und 230 deutsche Soldaten an die sowjetische Regierung aus, die während oder nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nach Schweden geflohen waren, obwohl nach internationalen Abkommen ein neutrales Land nicht zur Auslieferung verpflichtet war und Schweden wusste, dass es die Mehrheit dieser Soldaten vermutlich in den Tod schickte. Die Sozialdemokraten unter der Führung des Ministerpräsidenten Per Albin Hansson hielten die Entscheidung jedoch für eine gerechte Aktion.

Alle Soldaten, die auf deutscher Seite gekämpft hatten und nach einer Flucht in Schweden ankamen, wurden in einem der Kriegsgefangenenlager des Landes interniert. Eine unbekannte Anzahl an Flüchtigen kam allerdings nie in den Lagern an, sondern wurde unmittelbar an die Erschießungskommandos der Deutschen ausgeliefert. Nach offiziellen Aufzeichnungen fand man in diesen Internierungslagern Ende Mai 1945 dennoch weiterhin 3200 ehemalige Soldaten. Ein Drittel unter ihnen waren Deserteure, ein Drittel demobilisierte Finnen und das restliche Drittel vor allem baltische Bürger, die auf deutscher Seite gekämpft hatten.

Obwohl die schwedische Regierung die beschlossene Auslieferung vor den Gefangenen geheim halten wollte, erfuhren diese nur wenige Tage vor dem geplanten Transport welches Schicksal sie erwartete. Die erste Reaktion war ein Hungerstreik, der jedoch die schwedische Regierung kalt ließ. Danach begannen sich viele zu verstümmeln um dem Tod oder den sibirischen Lagern zu entgehen. Kranke und Verstümmelte entgingen dadurch tatsächlich ihrem Schicksal. Auch wenn sich Schweden am 20. Juni 1994 offiziell für die sogenannte Baltutlämmning, die Per Olov Enquist in seinem Roman Legionärerna dokumentierte, so findet noch heute eine große Gruppe an schwedischen Politikern die damalige Auslieferung der Gefangenen als richtig.


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Copyright: Herbert Kårlin

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